Sommerzeit – SchweizMobil Zeit

Sommerzeit! Nach dem Schulreisli des Bundesrats ist in Bundesbern wie jedes Jahr die grosse Sommerpause angebrochen. Wir lesen aktuell höchstens, welcher Bundesrat sich mit wie vielen 1.August-Ansprachen profilieren will und fragen uns, ob er diesen Marathon ohne Helikopter schaffen wird. Und wir hoffen, dass mit der EU vor deren offiziellen Ferien im August bei den bilateralen Verhandlungen Durchbrüche oder zumindest Fortschritte erzielt werden. Denn das damit verknüpfte Stromabkommen ist für unsere Versorgungssicherheit zentral, die mit vertraglich vereinbarten klaren Regeln, Rechten und Pflichten deutlich einfacher und kosteneffizienter umzusetzen ist.

Eine verschnupfte Landesfeier als Auslöser einer Erfolgsstory

1991, im Vorfeld zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft, war das Projekt einer neuen Landesausstellung von einzelnen Innerschweizer Kantonen in Volksabstimmungen abgelehnt worden. Zudem hatte der 1989 aufgedeckte Fichenskandal bei vielen die Freude am Feiern massiv vergällt. Wenn selbst Leute wie Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt überwacht wurden, dann schien einiges faul im Staat. „700 Jahre sind genug“ war damals ein durchaus populärer Slogan.

Als Reaktion auf die verschnupfte Stimmung stellte die Solothurner Kantonsregierung im Rahmen der 700-Jahr-Feier einen schönen Betrag zur Verfügung, um neue innovative Projekte zu starten. Eine spannende Eingabe machte das Oltner Velobüro, eine den Grünen nahestehende Gruppe: Ein kantonaler Radwanderweg sollte realisiert werden. Bei der internen Evaluation im Rathaus schwang diese Idee oben aus, doch die (partei-)politischen Widerstände waren nicht klein. Sie konnten aber dank einer konsensstiftenden Geschäftsführerin und einem liberalen OK-Präsidenten überwunden werden.

Vom kantonalen Projekt zur nationalen Bewegung

Zuerst wurde noch über die Verwendung des Begriffs „Wanderwege“ gestritten, doch schon bald ging die Post ab. Es wurden Schilder montiert, es entstanden Velorouten, es wurden Reiseführer mit Tipps, guten Unterkünften, Sehenswürdigkeiten und Velowerkstätten gedruckt. Aus der kantonalen Initiative entstand 1998 Veloland Schweiz, welches zusammen mit dem aufkommenden Velo- und später mit dem E-Bike-Boom Breiteneffekte auslöste. Es engagierten sich die Kantone über die zuständige Direktorenkonferenz BPUK, es kam die Unterstützung der mitverantwortlichen Bundesämter sowie der Tourismusorganisationen dazu.

2008 wurde als nächste Etappe „SchweizMobil“ gegründet, seither werden Wanderwege, Mountainbike-Trails, Skatingstrecken, Kanurouten, Winterwandern, Schneeschuhwandern, Langlaufen und Schlitteln gemeinsam dokumentiert und promotet. Bin ich heute irgendwo in der Freizeit sportlich unterwegs, dann nutze ich die App von SchweizMobil – einfach genial. Im Jahre 2017 hatten App und Homepage von SchweizMobil mehr als 12 Millionen Besucher!

Vor kurzem trafen sich die Initianten und Supporter dieser Bewegung zum Jubiläum „20 Jahre Veloland – 10 Jahre SchweizMobil“. Interessanterweise waren auch nicht wenige kantonale Wirtschaftsförderer unter den Teilnehmern. Sie erzählten mir, dass entlang der Hauptrouten – speziell in den Alpen – inzwischen in den Sommerwochen öfters die Betten knapp werden. SchweizMobil, gestartet als kleines Solothurner Pflänzchen, hat heute in einzelnen Regionen eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Bereits im Jahr 2013 wurde ein Umsatz von 730 Millionen Franken für An- und Rückreise, Beherbergung und Verpflegung ausgewiesen. Diese Zahl dürfte sich inzwischen verdreifacht haben. Für Schweiz Tourismus ist die Promotion von SchweizMobil im Ausland eines der erfolgreichsten Produkte mit vielen Packages, welche auf individuelle Bedürfnisse und Wünsche zugeschnitten werden können.

SchweizMobil: Das ist Schweiz, in der mit Unterstützung von Bund und Kantonen aus kleinen pfiffigen Projekten nationale Bewegungen entstehen können.