Als Mitglied des Beirates Technik und Architektur der Hochschule Luzern HSLU durfte ich vor kurzem an der Diplomfeier dieses Departements teilnehmen. 412 Absolventen erhielten einen Bachelor- oder Masterausweis, 54 davon als Gebäudetechniker, 8 in Energy Systems Engineering und 44 in Elektrotechnik. Es war eine fröhliche und beschwingte Feier, an der mir einige Dinge positiv aufgefallen sind.
Noch immer ist die Fachhochschule eine der besten „Integrationsmaschinen“. Über diesen Weg gelingt nicht wenigen Secondos der Aufstieg in unserer Gesellschaft.
Einige Absolventen erhielten einen Doppel-Degree-Abschluss, also einen Ausweis sowohl von ihrer Mutterschule HSLU als auch von ihrer Austauschschule, beispielsweise in Shanghai, an der sie ein Jahr lang gelernt hatten.
Die Diplomarbeiten machten deutlich, wie nahe die Fachhochschulen glücklicherweise noch immer an der Praxis sind. Gleichzeitig zeigen sich auch erste positive Resultate der vermehrten Kooperation mit der EMPA sowie mit den anderen technischen Hochschulen. Die Swiss Competence Centers in Energy Research SCCER tragen wesentlich zu dieser fruchtbaren Zusammenarbeit bei.
Mehr als Mittelmass gewünscht?
Seit ihrer Schaffung im Jahr 1995 haben sich die Fachhochschulen zu einem wichtigen Pfeiler der Schweizer Bildungs- und Innovationslandschaft entwickelt. Sie sind in den Regionen breit abgestützt und gut verankert. Teils sind aber auch Strukturen entstanden, die gleichzeitig leicht bürokratisch und ziemlich stark zementierend wirken. Ursprünglich sollten ja nicht alle Fachhochschulen dieselben Studien-Angebote haben, weil man fürchtete, dass sie ansonsten wegen der fehlenden kritischen Grösse nicht mehr als Mittelmass produzieren könnten. Die einst angedachte Konzentration der Fachhochschulen auf einzelne Schwerpunkte in Lehre sowie Forschung hat aber nie stattgefunden. Der Bund hatte nicht den Mut zu einer gestaltenden Steuerung der Fachhochschullandschaft, weil er die Kritik der gebündelten mächtigen Kantonsgruppen fürchtete. So beschränkte sich der Bund darauf, die einzelnen Fachhochschulen permanent mit genügend – und immer mehr – Geld auszustatten und nur gerade die Prozesse zu definieren, wie neue Studiengänge zu entwickeln sind. So werden denn wohl erst die demographisch begründeten kleineren Studentenjahrgänge die Schulen zwingen, ihre Angebote zu fokussieren.
Vernetzte Ansätze nötig
Es ist an den einzelnen Fachhochschulen, sich jetzt auf neue Schwerpunktthemen auszurichten und daneben ihr bisheriges Angebot weiter zu pflegen. An der Hochschule Luzern ist dieser Aufbruch zu neuen Ufern breit und pfiffig angelegt: Die Departemente wurden eingeladen, gemeinsam interdisziplinäre Projekte einzureichen, welche Inputs der Disziplinen Technik, Wirtschaft, Informatik, Soziales, Kunst und Musik aufnehmen und zu innovativen neuen Themenstellungen bündeln. Die ersten Auswahlrunden sind – auch mit Blick auf die Energiethemen – durchaus spannend verlaufen. Sie versprechen, dass ausserhalb der bisherigen Gärtchen Neues entwickelt und realisiert wird. In einer mehr und mehr vernetzten Welt müssen auch die neuen Studien- und Forschungsangebote der Fachhochschulen Interdisziplinarität wagen, leben und umsetzen.
Erschienen in Energate Messenger 28. Juli 2017