Seit Januar 2017 bin ich beim Projekt Green Class von SBB, BMW, Mobility und PubliBike dabei. Dieses umfassende Abo ermöglicht mir, meine Gewohnheiten zu reflektieren und mein Mobilitätsverhalten zu testen. So stehe ich beispielsweise vor jeder Reise vor der Wahl, ob ich nun den öffentlichen Verkehr oder den BMW i3 in meiner Garage nutzen soll. An einem Sonntag im Juni haben sich die rund 140 Green-Class-Mobilitätspioniere zum gemütlichen Austausch getroffen und miteinander gefachsimpelt, Tips ausgetauscht und sich informieren lassen, dass das Projekt um ein Jahr verlängert wird.
Ein spannendes Thema waren die Erfahrungen mit dem Auftanken unserer Elektro-Fahrzeuge. Eine leider immer noch problembeladene Geschichte. Zwei Beispiele:
Zwar habe ich inzwischen die Karten von drei verschiedenen schweizerischen Elektro-Charging-Gruppen, doch musste ich bei meiner ersten Fahrt in der Innerschweiz feststellen, dass CKW ein eigenes System hat, das noch nicht mit Move oder SwissCharge verbunden ist. Dafür ist dort der Preis recht teuer: Unabhängig vom tatsächlich getankten Strom bezahlt man 7 Franken, was doch ein recht stolzer Betrag ist
Ich war mit meinem Bruder in Fully (ja, bei der Winzerin Marie-Thérèse Chappaz) und freute mich auf das Gratisaufladen bei der gemeindeeigenen Station. Doch irgendwas funktionierte nicht und so telefonierte ich nachmittags um 14.45 Uhr der angegebenen Nexans-Hot-Line. Man beschied mir, die Fachleute würden mich sofort zurückrufen und das Problem beheben. Der Rückruf erfolgte am nächsten Morgen um 10.15 Uhr.
Um es relativ provokativ zu formulieren: Aktuell sonnen sich Elektrizitätswerke und Gemeindepräsidenten noch mit tollen Fotos von der Inbetriebnahme neuer Ladestationen zusammen mit Regierungsräten und wichtigen Politikern. Dass das gesamte Lade-System aber vor allem kompatibel, kunden- und servicefreundlich sowie effizient sein sollte, wird noch nicht erkannt. So stellt jedes Elektrizitätswerk möglichst andere Typen von Ladestationen auf, mit einer ganz normalen Kreditkarte kann man noch fast nirgends bezahlen, der Service bei technischen Problemen lässt zu wünschen übrig, um nur einige Punkte zu nennen.
Doch Wandel ist angesagt und kommt rascher als sich viele vorstellen: Im kommenden Jahr wird das ASTRA eine grosse Zahl von Lade-Stationen entlang der Autobahnen international ausschreiben. Ich weiss, dass sich da verschiedenste internationale Gruppierungen unter Führung beispielsweise der Niederlande bewerben werden. Das dürfte dann die einheimischen Bewerber aufrütteln und bei heimatschwangeren Politikern zur Forderung führen, dass diese neue Infrastruktur doch nicht in ausländische Hände kommen dürfe. Sorry, aber wenn wie bisher derart unkoordiniert gehandelt wird, dann kann etwas Druck von aussen nicht schaden, damit sich das System so entwickelt, wie wir Kunden uns dies wünschen.
30. Juni 2017 – erschienen im Energate Messenger