In den Siebzigerjahren schienen mir die BMW-Modelle designmässig die langweiligsten. Es waren Einfamilienhäusern ähnelnde Kisten, ohne gewagte Linien und kaum geeignet, den Ansprüchen des damaligen jugendlich geprägten Lifestyles zu genügen. BMW, das war das Auto der Bäckermeister, der Architekten, des mittleren Kaders, die zeigen wollten, dass sie es zu etwas gebracht hatten (und nicht gerade mit einem Mercedes protzen wollten). Samstagnachmittagelang wurden diese Kutschen gewaschen, mit dem Hirschleder getrocknet, mit irgendwelchen Mittelchen eingerieben, auf dass die Farben wieder glänzten als wäre der Wagen ganz neu …
Ich habe dann BMW ziemlich aus den Augen verloren: Als Chef des Bundesamts für Energie interessierten mich die kontinuierlichen Verbesserungen von Toyota bei der Energieeffizienz weit mehr. Ebenso wie die Entwicklungen von TESLA, die Entwicklungen von Batterien und die Systemintegration, die ersten wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge von Hyundai oder die gasbetriebenen Fahrzeuge von VW.
Im vergangenen Sommer organisierten mir die zuständigen Experten des BFE zu meinem Abschied für zwei Testwochen einen BMW i8, auf dass ich mal – wie sie leicht spöttisch bemerkten – ein richtiges Auto fahren könne. Und ich gebe gerne zu, ich war begeistert. Dieser Sportwagen ist ein klug ausgelegtes Wunderwerk der Technik, das aber leider nur eine geringe elektrische Reichweite hat. Dieses Modell geniesst in der Männerwelt eine hohe Aufmerksamkeit. Nicht wenige Male wurde ich fotografiert, teils durfte ich gar mit den Leuten aufs Selfie, weil sie mich, den Fahrer, als Zeuge mit auf dem Foto dabeihaben wollten. Junge Herren gaben mir mit ihren kleineren BMWs Geleit, wenn ich auf die Autobahn fuhr, leicht neidisch kommunizierend, der i8 sei eher ein Auto für ihre denn für meine Generation, ich käme ja mit meiner Grösse und meiner Arthrose kaum in dieses niedrigflurige Gefährt. Bei diesem Auto spürte ich aber, dass da Neues im Entstehen ist und die mitgelieferte Jubiläumsfestschrift machte die Vision, bei Innovationen im Mobilitätssektor vorne mit dabeizusein, konkreter und fassbarer.
Im Oktober meldete ich mich für das Pilotprojekt Green Class der SBB an und wurde als einer von 100 zugelassen. Damit werde ich ab Januar 2017 einen BMW i3 in der Garage stehen haben und daneben ein GA 1. Klasse sowie Mobility und Publibike frei nutzen können. Klar, dass mich die Geschichte von BMW sowie auch die neuen, visionären Projekte nun noch mehr zu interessieren begannen, ich las dazu mehrere aussagekräftige Zeitungsartikel (SoZ vom letzten Sonntag).
Eher zufällig fand ich bei einem privaten München-Weekend in einem lokalen Veranstaltungskalender den Hinweis, dass an diesem Abend im BMW-Museum die „Nacht der weissen Handschuhe“ stattfinde. Mit dem Taxi fuhr ich kurz vor 22 Uhr zum Museum, erhielt weisse Handschuhe und die Zusicherung, dass ich nun alle Autos und Töffs anfassen dürfe, die sonst durch in fetten Buchstaben geschriebene Schilder „Berühren verboten“ ausser Reichweite bleiben. Zudem konnte man sich bei einzelnen Exponaten auch ins Fahrzeug setzen und sich das Fahrgefühl ausmalen.
Ja, das war ein Abend für Fans von Motoren und Ausstattung, ein Abend aber auch mit vielen Entdeckungen. So fand ich den BMW E1, der bereits 1991 als erstes elektrisches Auto entwickelt worden war. Und die präsentierten Fenster in die Zukunft machten deutlich, dass sich BMW ganzheitlich mit Mobilität befasst, den Weg in eine industrielle grossserienmässige Produktion von E-Fahrzeugen professionell geht und deutsche Ingenieurskunst klug mit ITC-Know-how kombiniert. Ich freue mich, im kommenden Jahr mit dem BMW i3 einige konkrete Erfahrungen mit E-Mobilität machen zu können.