Texas first

Rund 100 Teilnehmende verzeichnen die diesjährigen Swiss-US Energy Innovation Days, welche in Austin, der Hauptstadt von Texas, durchgeführt werden. Der Eröffnungstag gab einen ausgezeichneten Einblick in die hiesige Energiewirtschaft, die dahintersteckenden Philosophien aber auch in konkrete Innovationsansätze.

Texas: Number 1 in…

Einen ersten Überblick präsentierte der Direktor des texanischen SECO (State Energy Conservation Office) Dub Taylor. Texas (Independent, Confident, Friendly) ist 16-mal grösser als die Schweiz und hat 28,7 Mio Einwohner. Texas ist der grösste Produzent von Öl und Gas in den USA, gleichzeitig auch der grösste Konsument, weil viele Raffinerien sowie petrochemische Unternehmen hier aktiv sind. Texas hat gemäss dem US-Department of Energy auch das grösste Energieeffizienzpotential, zudem ist es auch der Staat mit der grössten installierten Windkapazitäten sowie dem grössten Solarpotential. Eben hat Google einen Langfristvertrag von 490 MW für eine lokale Windfarm abgeschlossen und Honda beteiligt sich an einem Solarpark mit einem Vertrag von 200 MW.

Texas: die Insel als Chance für Innovationen

Texas ist auch der grösste Stromproduzent der USA: 50% des Stroms gehen an den Haushaltsektor – im Sommer für die Kühlung, im Winter für die Wörmeerzeugung. Die Strompreise sind extrem wetterabhängig, sie können von wenigen Dollar bis zu 9800 Dollar pro MW gehen. Der texanische Strommarktregulator bezeichnete in seinem Statement Texas als Insel vergleichbar mit Island oder Australien: es bestehen kaum Stromleitungen mit den Nachbarstaaten und so hat der Regulator die Chance den Markt nach seinen Idee zu gestalten. Er bezeichnete die Förderung von Innovationen als eine seiner Hauptaufgaben, dank kluger Regulierung können so neue Technologien wie auch Marktmodelle getestet, optimiert und breit ausgerollt werden. Mehr und mehr gehen alte Kohlekraftwerke vom Netz, weil neue PV- und Windfarmen kostengünstiger produzieren.

Innovationen – von Fenstern bis zu Siedlungen und Städten

In vielen Kurzvorträgen wurden in der Folge von Teilnehmenden Innovationen der US- und schweizerischen Energieszene vorgestellt. Während in den USA noch immer der möglichst kostengünstige Einbau von Zwei- und Dreifachverglasungen bei bestehenden Gebäuden unter Nutzung des bereits bestehenden Fensters Thema ist, präsentierte beispielsweise der Zürcher Architekt Karl Viriden das Retrofitting eines Mehrfamilienhauses in der Stadt Zürich, welches dank Batterie anschliessend zu einem Eigenverbrauchsgrad von 70% kommt und gestalterisch zu überzeugen vermag.   Generell wird das Einzelhaus als Objekt abgelöst von Lösungen auf Quartiersebene, um so den Anliegen einer smarten, dezentralen sowie intelligenten Energiewelt gerechter zu werden. In beiden Ländern sind die Speicherung sowie das Systemdenken anstelle des bisherigen Focus auf die drei Silos Strom, Wärme und Mobilität aber im Zentrum der Diskussion.

University of Texas: Effizienz im Energiesystem wird ausgereizt

Eine Besichtigung des Campus der University of Texas at Austin, einer Kleinstadt mit 70‘000 Studenten und Personal als Bewohnern, brachte uns dann wieder mit der Realität in Kontakt. Die Wärme-, Kälte- und Stromversorgung erfolgt zentral, man setzt auf Gas, das ist aktuell das billigsten. Die Nutzung von Wind und Solarenergie wird aktuell nicht angestrebt, die Verantwortlichen sind sich aber durchaus bewusst, dass diese Entscheidung unter dem Druck der jungen Generation wohl demnächst zu hinterfragen sein wird. Die älteste in Betrieb stehende Gasturbine stammt aus den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Umfangreiche Mess- und Datenanalyseprogramme erlauben, den Bedarf beinahe im Sekundentakt getimt zur Verfügung zu stellen. Die neueren Gebäude entsprechen alle einem erstklassigen Energiestandard, die Hauptwege sind autofrei und die Zahlreichen Cafeterias und Foodtrucks müssen sich an strenge Umwelt- und Abfallvorschriften halten.

Verhalten und Wahrnehmung in der Öffentlichkeit

Nicht zufällig wurden in der Folge in verschiedensten Kurzreferaten Verhaltensfragen diskutiert: wie können Leute zu einem energieeffizienteren Lebensstil motiviert werden, wie kann in den Schweizer Alpen bei Zweitwohnungen die Energieverschwendung in den Leerstehzeiten reduziert werden – wird EnergieSchweiz da erfolgreich sein? Wie verläuft in der Schweiz der Energiediskurs zwischen den wesentlichen Playern, wer gibt den Ton an, welche Rolle haben Populärzeitungen wie der Blick?

Ein Abend mit Start-ups

Ein abschliessender Höhepunkt des Tages stellten die dreiminütigen Kurz-Pitches amerikanischer und schweizerischer Start-ups im Impact-Hub von Austin dar. Da wurden neue Möglichkeiten der Planung von Übertragungsleitungen (Gilytics), des klugen Einsatzes von PV dank permanenter Messung (LEDsafari) oder des vermehrten Einsatzes von CO2 als Medium bei Wärmepumpen und Energiesystemen von schweizerischer Seite präsentiert. Ausgeklungen ist der Abend mit einem feinen Essen von einem der in Texas beliebten Food-Trucks, wo sich an Tischen dann US- und Schweizer Teilnehmer austauschten.